Neues globales Netzwerk zur Erforschung von Tierwanderungen
Die globale Initiative Move BON stärkt Biodiversitätsforschung und Schutzvorhaben
Auf den Punkt gebracht
- Annerkanntes Netzwerk: Move BON, ein neues internationales Forschungsnetzwerk zur Untersuchung von Tierbewegungen, wurde jetzt offiziell vom übergeordneten Netzwerk GEO BON anerkannt, das weltweite Beobachtungen zur biologischen Vielfalt zusammenführt und für Forschung und Naturschutz nutzbar macht.
- Zugängliche Daten: Durch die neue Initiative können wertvolle Tierbewegungsdaten künftig stärker in die Biodiversitätsforschung sowie in nationale und internationale Naturschutzstrategien einbezogen werden.
Das Bewegungsverhalten von Tieren – seien es Zugvögel, wandernde Wale und Gazellen oder Bestäuber und Samenverbreiter – spielt eine zentrale Rolle für die Vernetzung, Widerstandsfähigkeit und die Vielfalt von Ökosystemen auf der ganzen Welt. Ihre Wege und Aktionsräume nachzuvollziehen liefert uns wichtige Erkenntnisse über den Zustand von Lebensräumen, Umweltveränderungen, die Ausbreitung invasiver Arten oder neu auftretende Krankheiten.
Durch technologische Fortschritte wurden in den vergangenen Jahrzehnten immer genauere Beobachtungen von Tierbewegungen möglich – gleichzeitig blieb der Großteil dieser wertvollen Daten bisher verstreut, wurde nicht einheitlich erfasst und konnte kaum in wissenschaftliche Berichte zum Zustand der Biodiversität oder politische Entscheidungen einfließen. Das globale Forschungsnetzwerk Animal Movement Biodiversity Observation Network, kurz Move BON – ein Zusammenschluss von weltweit über 50 Einrichtungen auf Initiative der US-amerikanischen Smithsonian Institution und Wildlabs des World Wildlife Fund (WWF) – hat das Ziel, diesen Datenschatz für Wissenschaft und Politik systematisch nutzbar zu machen.
„Die jetzt erfolgte Anerkennung durch das Forschungsnetzwerk Group on Earth Observations Biodiversity Observation Network (GEO BON) ist ein wichtiger Meilenstein“, betont Aidin Niamir, Head of International Science Policy der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, und fährt fort: „Die internationale Sichtbarkeit von Move BON wird so gestärkt. Und es bestätigt, dass die Initiative höchsten Standards der wissenschaftlichen Arbeit, Kooperation und der Datenqualität genügt. Die Anerkennung ist ein wichtiger Schritt, um die aktuelle Lücke zwischen Wissenschaft und Politik zu schließen. Mit Move BON vernetzen wir eine globale Fachgemeinschaft, durch deren Arbeit Forschungsergebnisse und Daten zu Tierwanderungen, die bei Senckenberg und den Partnerinstitutionen gewonnen werden, in Zukunft gezielt und gebündelt in umweltpolitische Entscheidungen einfließen können.“
Übersetzung von Rohdaten in aussagekräftige Informationen
„Tierwanderungen spielen für viele internationale Umweltabkommen eine zentrale Rolle“, ergänzt Martin Wikelski, Direktor der Abteilung für Tierwanderungen am Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie. „Bislang fehlten aber definierte Abläufe, um Rohdaten, die wir mit modernsten Methoden der Tierverfolgung gewinnen, in aussagekräftige Informationen für den Naturschutz zu übersetzen und für politische Zielgruppen aufzubereiten. Dass diese Werkzeuge jetzt geschaffen werden, eröffnet für Projekte wie Icarus des Max-Planck-Instituts für Verhaltensbiologie, bei dem wir die Wanderungen tausender Tiere aus dem Weltraum verfolgen können, völlig neue Möglichkeiten.“
Mit Move BON entsteht ein globales „Netzwerk von Netzwerken“, das die Zusammenarbeit bestehender Projekte zu Tierwanderungen fördert – über geografische, technologische und Ökosystemgrenzen hinweg. „Ein zentrales Ziel ist dabei, gemeinsame Standards für die Erhebung und Verknüpfung von Daten zu definieren“, erklärt Sarah C. Davidson, Datenkuratorin der Online-Plattform für Tierbewegungsdaten Movebank am Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie. „In Datenbanken wie Movebank, einem gemeinsamen Projekt von Senckenberg und dem Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie, sind bereits große Mengen an Daten zu Tierbewegungen zusammengeführt. Allerdings ist der Großteil davon für politische Entscheidungsträger*innen bislang nicht zugänglich. Mit Move BON können wir aussagekräftige Informationen für die Politik aufbereiten – und dabei zugleich den Schutz sensibler Daten gewährleisten.“
„Unsere Vision ist ein gemeinsames globales Beobachtungssystem, das die Bewegungen wandernder Tiere erfasst und interpretiert“, sagt Thomas Müller, Direktor des Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrums Frankfurt und schließt: „So können wir die weltweite Entwicklung der biologischen Vielfalt besser verstehen und bewerten, Veränderungen vorhersagen und im Einklang mit multilateralen Umweltabkommen – wie dem Kunming-Montreal-Vertrag oder der Bonner Konvention zum Schutz wandernder Tierarten – internationale Schutzmaßnahmen gezielt unterstützen.“
Angestoßen und koordiniert von der Smithsonian Institution und Wildlabs des WWF vereint Move BON heute mehr als 50 Organisationen, deren Forschung von terrestrischen bis zu Süßwasser- und Meeresökosystemen reicht. Das Netzwerk wurde gemeinsam entwickelt von der Smithsonian Institution und Wildlabs des WWF, in Zusammenarbeit mit dem Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie, dem Nasa Jet Propulsion Laboratory und dem Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum. Die Einrichtung von Move BON wurde ermöglicht durch die großzügige finanzielle Unterstützung der Initiative Life on a Sustainable Planet der Smithsonian Institution sowie des Nasa Jet Propulsion Laboratory.

